Die Zelle

Dokumentarfilm
1971
NDR

Der Alltag der Frauen

Gisela Stelly
Stefan Aust

Die Zeit
Februar 1971

pdf 1,2 mb

aus:

Der Alltag der Frauen

Mein Heim, meine Zelle

Protokolle aus einer Großstadt-Mustersiedlung
Von Gisela Stelly und Stefan Aust

Lohbrügge-Nord, am Südrand Hamburgs, gilt als Mustersiedlung. In Hochhäusern, in mehrstöckigen Mietblocks, in Reihenhäusern und in Bungalows wohnen dort zwanzigtäusend Menschen. Die meisten Frauen in dieser Großsiedlung sind zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahre alt; fast alle haben Kinder, meist zwei, häufig drei, manchmal vier.

„Um sieben Uhr stehen wir auf. Waschen, frühstücken. Um acht sind wir mit Kaffeetrinken fertig. Dann geht mein Mann aus dem Haus. Kuß an der Tür, das ist so automatisch, dann geht man auf den Balkon und winkt noch. Ja, dann fange ich an. Mit dem Wohnzimmer bin ich in einer Viertelstunde fertig; dann kommt das Schlafzimmer. Ich mach' das nach der Uhr, Wohnzimmer, Schlafzimmer um neun Uhr, dann mach' ich das Kinderzimmer fertig, ja, und zwischendurch Wäsche. Wenn der Sohn aus der Schule kommt, steht das Essen auf dem Tisch. Einkaufen tue ich nachmittags, kurz vor sechs. So gegen zwei ist man mit der Küche fertig, und dann gibt es Kaffee. Montags werden immer die Fenster geputzt; da mache ich alles ziemlich gründlich. Wenn es am Ersten Geld gibt, dann geht es umschichtig mit meinen Freundinnen: eine gibt Kaffee und Kuchen aus. Dann trinken wir Kaffee, und dann wird gestrickt, und dann gehen wir einkaufen. Und nach dem Einkaufen macht jede Abendbrot. Die Kinder waschen sich selber, dann gucken sie Fernsehen,und um sieben Uhr essen sie Abendbrot, um acht marschieren sie ins Bett. Und dann hat man Zeit für den Mann.“